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Für die Menschen. Für die Umwelt.

Für die Menschen. Für die Umwelt.

30 Jahre Wismut GmbH

Ein schwieriges Erbe

Die Bundesrepublik und das größte Umweltsanierungsprojekt Europas

Der Nachlassgestalter

Vom Hoffnungsträger zum Spezialisten

Maßstäbe setzen

Für künftige Generationen

Ende gut, alles gut?

Was nach der Sanierung an Herausforderungen bleibt

Die Kunstsammlung der Wismut GmbH

Teil des historischen Wismut-Erbes
Die Wismut GmbH ist ein „Kind“ der Wende. 1991 wurde sie als Bundesunternehmen gegründet, um die Altlasten des Uranerzbergbaus in Sachsen und Thüringen zu sichern und zu rekultivieren. Damit übernahm die Bundesrepublik die Verantwortung für die Hinterlassenschaften der Wismut AG und späteren SDAG Wismut. Das im Kalten Krieg gegründete Bergbauunternehmen entwickelte sich zwischen 1946 und 1990 zum weltgrößten Einzelproduzenten von Urankonzentraten. Die Sowjetunion konnte mit der rücksichtslosen Ausbeutung der Lagerstätten die Uranlücke schließen und den Rüstungsvorsprung der USA aufholen.

Den Preis bezahlten die Menschen in der DDR, speziell in den Regionen in Sachsen und Thüringen, mit zerstörten Landschaften, verschwundenen Ortschaften, Verunreinigungen von Luft, Böden und Gewässern, mit Gesundheitsschäden und bleibenden Risiken. Das Großprojekt „Sanierung der Hinterlassenschaften des Uranbergbaus“ hat nun eine neue Stufe erreicht. In den nächsten zehn Jahren werden die Sanierungsarbeiten beendet.

Wesentliche Meilensteine sind erreicht: Mehr als eine Milliarde Tonnen an radioaktiven Rückständen wurden stabilisiert, Gefahren beseitigt, Risiken minimiert. Neu entstandene Landschaften, besiedelt von seltenen Tier- und Pflanzenarten, künden vom gewaltigen Transformationsprozess. Die Aufgaben der Zukunft bleiben herausfordernd und komplex. Sie werden noch Generationen beschäftigen und den Einsatz materieller, personeller und finanzieller Ressourcen erfordern.
Im Zuge der deutschen Einheit fiel der Bundesrepublik Deutschland die Hälfte der Anteile an der zweistaatlichen Gesellschaft SDAG Wismut zu. Mit dem Regierungsabkommen mit der UdSSR vom 16. Mai 1991 übernahm die Bundesrepublik die Verantwortung für das Gesamtunternehmen Wismut mit all seinen ökologischen, finanziellen und sozialen Dimensionen und Risiken.

Am 20. Dezember 1991 wurde die SDAG Wismut in eine Gesellschaft deutschen Rechts umgewandelt: die Wismut GmbH. Alleingesellschafterin ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Noch fast 40.000 Menschen waren in der SDAG Wismut beschäftigt.

Die ungeklärte Perspektive führte zu erheblicher Unruhe in den Betrieben und einer hohen Fluktuation. Ende 1990 arbeiteten nur noch ca. 28.300 Mitarbeiter bei der Wismut. Die Neugliederung des Unternehmens Anfang der 1990er Jahre war ein tiefgreifender Umgestaltungsprozess in sehr kurzer Zeit. Jedoch waren keine Massenentlassungen durch betriebsbedingte Kündigungen erforderlich. Gesellschaften für Arbeitsförderung ermöglichten ein sozialverträgliches Agieren. Die verbliebene Belegschaft von 7 500 Beschäftigten begann sich mit Engagement und Verantwortungsbewusstsein der übertragenen Aufgabe zu widmen.
Als der Uranerzbergbau Ende 1990 im Zuge der deutschen Wiedervereinigung abrupt eingestellt wurde, hinterließ er tiefgreifende Schädigungen der Umwelt. Mensch und Natur waren gleichermaßen betroffen. Zurückgeblieben waren u. a. rund 1 400 Kilometer offene Grubenbaue, 311 Millionen Kubikmeter Halden und 160 Millionen Kubikmeter radioaktive Schlämme. Die Sanierung dieser Hinterlassenschaften ist eine der größten ökologischen und technischen Herausforderungen der vergangenen Jahrzehnte.

Umweltverträgliche Lebensbedingungen und die ökologisch sowie wirtschaftlich sinnvolle Wiedernutzbarmachung der Flächen sind Hauptziele des weltweit einmaligen Sanierungsvorhabens. Es gab für die anstehenden Maßnahmen keine Konzepte oder Pläne. Auch weltweit konnten keine vergleichbaren Vorhaben als Beispiel dienen. In kurzer Zeit mussten Sanierungskonzepte für alle Aufgabenkomplexe erarbeitet werden. Dazu wurden die bestehenden Umweltbelastungen in einem Umweltkataster erfasst. Aus der Analyse der Daten wurde abgeleitet, wie notwendig und dringend die Sanierung der einzelnen Objekte war. Es galt in Abstimmung mit Behörden und Kommunen, für über 1 000 Einzelprojekte Sanierungsziele und Lösungen zu entwickeln.

Bis Ende 2020 wurden ca. 6,8 Milliarden Euro für diese Mammutaufgabe ausgegeben, davon 3,6 Milliarden Euro in Thüringen und 3,2 Milliarden Euro in Sachsen. Das 2020 aktualisierte Sanierungsprogramm blickt bis 2050. Für diese Aufgaben wird der Bund noch 2,1 Milliarden Euro bereitstellen. Die Höhe der erforderlichen Ausgaben wird auf der Grundlage jährlicher Wirtschaftspläne des Unternehmens ermittelt, die als Bestandteil des Haushaltsgesetzes vom Deutschen Bundestag beschlossen werden.
Ergebnisse unserer Arbeit sind sichere und für eine künftige Nutzung vorbereitete Flächen, sauberes Wasser sowie behutsam ins Gleichgewicht gebrachte neue Ökosysteme. Umweltschutz sowie die Sicherheit der Bevölkerung und der Beschäftigten spielen bei allen Aktivitäten eine bestimmende Rolle.

Permanent werden die Einzelobjekte überwacht und die Arbeiten messtechnisch begleitet, dabei ist der Strahlenschutz von besonderer Bedeutung. Der Einsatz innovativer Mess- und Analysemethoden und die umfassende Betrachtung aller Einzelprozesse sind Grundprinzip unserer Herangehensweise. Für diese Aufgabe sind 60 Naturwissenschaftler/-innen und Ingenieur/-innen unterschiedlichster Fachgebiete sowie mehr als 90 Techniker/-innen, Laboranten/-innen und Facharbeiter/-innen für Umweltschutz zuständig. Für die Zukunft muss das Wissen über die bergbaulichen Hinterlassenschaften bewahrt werden, um dauerhafte Nutzungseinschränkungen sicherstellen und verbleibende Restrisiken präzise bewerten zu können. Dafür erstellt die Wismut GmbH detaillierte Objektdokumentationen und hält alle relevanten Informationen in Datenbanksystemen verfügbar.

Als Bundesunternehmen leisten wir auch unseren Beitrag zum Klimaschutz in Deutschland. Zu unseren Handlungsgrundsätzen gehören: den Ressourcenverbrauch senken, Energie effizienter einsetzen sowie das Rohstoffbewusstsein fördern. Wichtig ist für uns auch, die erworbenen Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Austausch weiterzuentwickeln und im Rahmen der Umweltbildung an die nachfolgenden Generationen zu vermitteln.
Grüne Hügellandschaften, die sich unauffällig durch die dicht bewohnten Gebiete des Erzgebirges schlängeln. Weitläufige Landschaften in Thüringen, erobert von der Natur, besiedelt durch vielfältige Tier- und Pflanzenarten. Die zum größten Teil sanierten Rückstände des Uranerzbergbaus bleiben dennoch eine Verpflichtung auf unbestimmte Zeit.

Im Vordergrund steht heute und in Zukunft, die sanierten Landschaften, neuen Lebensräume und besseren Umweltbedingungen zu erhalten. Es gilt wie vor 30 Jahren: Verantwortung übernehmen und neue Lösungen für die Zukunft erarbeiten, um mit gutem Gewissen den hier lebenden Menschen dieses Erbe zu überlassen.

Die in drei Jahrzehnten gesammelten Erfahrungen sind wegweisend für die Bewältigung vergleichbarer Herausforderungen, beispielsweise auch im Zuge des Strukturwandels in den deutschen Kohleregionen. Die Wismut GmbH fördert den nationalen und internationalen Wissensaustausch zu Fragen des Nachbergbaus und zur Durchsetzung von Nachhaltigkeitsstandards im Rohstoffsektor.
Die Wismut war nicht nur ein Uranbergbauunternehmen. Sie förderte auch in erheblichem Umfang Kunst und Kultur und beauftragte Künstler/Maler. Die Wismut-Kunstsammlung ist mit über 4200 Werken die umfangreichste Unternehmenssammlung der DDR und heute im Unternehmensarchiv der Wismut GmbH gesichert. Sie vereint Werke von mehr als 450 Künstlern und Künstlerinnen. Darunter befinden sich Werke der Malerei, drei Wandbilder, Zeichnungen, Fotografien und viele Grafiken.

Etwa die Hälfte der Kunstwerke der Sammlung weist einen direkten Bezug zum Uranerzbergbau auf. Vornehmlich sind dies Landschaftsdarstellungen, Porträts und untertägige Arbeitsszenen. Die Mehrheit der Künstler, die Auftragswerke für die Wismut anfertigte, fühlte sich nicht immer an offizielle kulturpolitische Vorgaben gebunden, sondern bewahrte sich ihren eigenen Blick auf die Dinge. So entstanden zahlreiche künstlerische Arbeiten von hoher Eindringlichkeit und Authentizität. In ihrer Gesamtheit sind die künstlerischen Arbeiten dokumentarischer Beleg für die tiefgreifenden Veränderungen von Umwelt und Natur im mitteldeutschen Raum.

Die Kunstsammlung und die Archivbestände der Wismut GmbH, die zusammen die Geschichte von SAG, SDAG Wismut und der Wismut GmbH dokumentieren, sind ein historisches Kulturgut, das der Region als Einheit erhalten bleiben sollte. Es muss gelingen, dafür eine tragfähige Lösung zu etablieren.