Pressemeldung

 

06.03.2020

Rohbau für neue Anlage zur Wasserbehandlung in Helmsdorf abgeschlossen

Helmsdorf. Nach reichlich einem Jahr Bauzeit steht die Hülle der neuen Wasserbehandlungsanlage Helmsdorf der Wismut GmbH. In den kommenden Monaten wird die technische Ausrüstung montiert. Die neue Anlage kann künftig bis zu 80 Kubikmeter kontaminiertes Wasser pro Stunde reinigen. Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf insgesamt rund zehn Millionen Euro.

Mit dem Neubau der Anlage richtet sich die Wismut GmbH auf die zukünftigen Aufgaben aus. 1995 ging die derzeitige Wasserbehandlungsanlage Helmsdorf in Betrieb. Das radioaktiv und mit Arsen kontaminierte Wasser aus der industriellen Absetzanlage Helmsdorf wurde abgepumpt und in der Anlage gereinigt. Der Fortschritt der Sanierungsarbeiten auf der Absetzanlage führt zu verringerten Mengen dieser Wässer und ändert zudem deren Zusammensetzung. Künftig werden nur noch kontaminierte Sickerwässer behandelt.

In der bestehenden Wasserbehandlungsanlage können bis zu 200 Kubikmeter Wasser pro Stunde behandelt werden. Ihre Auslastung liegt derzeit nur noch bei rund 25 %. Der weitere Betrieb wäre langfristig unwirtschaftlich. Zur Anpassung der Wasserbehandlung am Standort an die zukünftigen Anforderungen wurde deshalb der Neubau einer kleineren Anlage begonnen. Diese wird einen mittleren Wasserdurchsatz von ca. 40 Kubikmeter pro Stunde und eine maximale Kapazität von bis zu 80 Kubikmeter pro Stunde haben.
Auch beim Behandlungsverfahren geht Wismut in Helmsdorf neue Wege. Bisher wurden die kontaminierten Wässer durch Kalkfällung behandelt. In der neuen Anlage werden die Schadstoffe durch eine Kombination aus Ionenaustausch und Adsorptionsverfahren abgetrennt. Damit wird die Schadstoffabtrennung verbessert sowie der Einsatz von Chemikalien verringert.

Beim Ionenaustausch wird mobiles Uran im Wasser an sogenannte Austauscherharze angelagert und damit entfernt. Das beladene Harz wird mit einer Chemikalienlösung gewaschen und für den nächsten Beladungszyklus reaktiviert. Das Uran wird aus der Waschlösung zu einem Schlamm ausgefällt. Bei der anschließenden Adsorption werden die beiden anderen relevanten Schadstoffe, das mobile Arsen und Radium-226, abgetrennt. Der uranhaltige Fällschlamm und das beladene reaktive Adsorbermaterial werden mit Zement versetzt und damit chemisch immobilisiert. Das entstandene Immobilisat wird auf der sanierten industriellen Absetzanlage Helmsdorf verwahrt.

Bereits in der Endphase des Rohbaus beginnt der Ausbau der verfahrenstechnischen Ausrüstung. Dazu werden die notwendigen Chemikalienbehälter errichtet. In der Halle werden je zwei Behandlungsstraßen zum Ionenaustausch bzw. zur Adsorption mit mehreren Reaktionskolonnen installiert, ebenso die Vor- und Schlussfiltration sowie im Betongebäude die separaten Ausrüstungen zur Harzwäsche und zur Immobilisierung der Rückstände. Parallel erfolgt der elektrotechnische und elektronische Ausbau der gesamten Anlage einschließlich der Implementierung des komplexen Prozessleitsystems zur automatischen Anlagensteuerung. Die neue Wasserbehandlungsanlage soll bis Ende 2020 fertiggestellt und danach schrittweise in Betrieb genommen werden.

Alle verfahrenstechnischen Prozesse der Wasserbehandlung erfolgen weitgehend automatisiert. Die geplante Fernsteuerung und Fernüberwachung ermöglicht eine deutliche Senkung der Betriebskosten.

In der 200 Hektar großen Absetzanlage Helmsdorf lagern 45 Millionen Kubikmeter radioaktiv belastete Schlämme aus der Uranerzaufbereitung. Nach ersten Sofortmaßnahmen begann ab 1995 mit Inbetriebnahme der Wasserbehandlung das Entfernen und Reinigen der bis zu 14 Meter tiefen Wasserschicht. Darunter lagern die bis zu 55 Meter mächtigen Feinschlämme (Tailings).

Die freigelegten Aufbereitungsrückstände wurden mit speziellen technischen und natürlichen Materialien abgedeckt und werden durch Einstechen von bis zu 20 Meter langen Textildochten weiter entwässert. Rund um die Anlage verhindern Drainagesysteme das Austreten von belasteten Wässern in die Umgebung. Dieses wird aufgefangen und der Wasserbehandlung zugeführt. Die Sickerwassermenge sinkt mit der Zeit, die Qualität wird jedoch auch in Zukunft keine direkte Abgabe in die Zwickauer Mulde erlauben. Das Behandeln der Wässer wird noch über einen langen Zeitraum erfolgen müssen.

Die Sanierungsarbeiten an der industriellen Absetzanlage werden nach derzeitiger Planung 2021 beendet. Bis zum Abschluss werden noch rund 250 000 Kubikmeter Material für Konturierung und Endabdeckung fachgerecht verbaut. Außerdem müssen noch rund 4,4 Kilometer Wege und Wasserableitungen errichtet werden. Insgesamt ist dann ein 42 Kilometer langes Netz aus Wartungswegen und Wasserableitungen auf der Anlage angelegt. Nach Abschluss aller Arbeiten muss über eine lange Zeit neben der Wasserbehandlung die Pflege und Kontrolle der Anlage erfolgen.

Die Kosten der Sanierung der industriellen Absetzanlagen Helmsdorf und Dänkritz I belaufen sich auf insgesamt 236 Millionen Euro.