Pressemeldung

 

12.03.2021

Nach 29 Jahren: Wismut beendet Drainbohrung auf ihren Absetzanlagen

Seelingstädt. Mit dem Einstechen des letzten 8 Meter langen Drains in die Absetzanlage Culmitzsch beendet die Wismut GmbH nach 29 Jahren eine der aufwändigsten Maßnahmen bei der Sanierung der industriellen Absetzanlagen. Von 1992 bis heute wurden auf den Anlagen der Wismut GmbH insgesamt über 8.000 Kilometer dieser „Entwässerungsdochte“ eingebracht – eine gigantische Länge und eine beeindruckende Leistung der Wismut-Bohrtruppe.

Die industriellen Absetzanlagen (IAA) der Wismut GmbH gehören zu den weltweit größten ihrer Art. 154 Millionen Kubikmeter feinkörnige Schlämme (Tailings), radioaktiv und mit Schwermetallen belastet, sind als Vermächtnis der chemischen Uranerzaufbereitung in Sachsen und Thüringen 1990 zurückgeblieben. In den vier Absetzanlagen Culmitzsch, Trünzig, Helmsdorf und Dänkritz lagern die Tailings auf einer Fläche von fast 700 Hektar, das sind ca. 1.400 Fußballfelder, teilweise bis zu 70 Meter mächtig. Sie stellen eine der größten Herausforderungen bei der Sanierung der Hinterlassenschaften des Uranerzbergbaus dar.
 
Die Anlagen werden an ihrem Ort belassen und so saniert, dass ein langfristig sicherer Zustand erreicht wird. Die Technologie der Sanierung wurde in den 1990er Jahren durch die Wismut GmbH entwickelt, da weder national noch international Erfahrungen hierzu vorlagen. Da sich zum Zeitpunkt der Produktionsstilllegung über den eingelagerten Aufbereitungsschlämmen eine bis zu 10 Meter tiefe Wasserfläche befand, musste dieses Freiwasser zunächst abgepumpt und gereinigt werden.
 
Die freigelegten, sehr feinkörnigen Schlämme wurden anschließend mit speziellen Geotextilien und Gittermatten abgedeckt. Dies war erforderlich, um die Schlammoberfläche begehbar zu machen. Im Anschluss wurden in einem Dreiecksraster von 3 bzw. 4 Metern rund 20 Zentimeter breite Vliesstoffstreifen bis 6,5 Meter tief in die Tailings gedrückt. Diese Entwässerungsdochte entzogen den Schlämmen Wasser und erhöhten so deren Standsicherheit. Anschließend wurde als erste Schicht eine Zwischenabdeckung aus Kies bzw. Haldenmaterial aufgetragen. Diese fungierte als Drainage sowie als Auflast und – nach Verfestigung der obersten Tailingsschicht – als befahrbare Arbeitsebene für Erdbau- und Bohrtechnik. Im Anschluss konnten weitere Arbeiten zur Stabilisierung und Abdeckung der Anlagen erfolgen. Um die Entwässerung auch in größeren Tiefen weiter voranzubringen und so die Setzung der Tailings zu beschleunigen, wurden zusätzlich bis zu 32 Meter lange Tiefdrains eingebracht.
 
Während in Culmitzsch, mit rund 250 Hektar Gesamtfläche die größte Anlage der Wismut, nun der letzte Docht eingebracht wurde, sind die Arbeiten an den anderen Anlagen bereits weitgehend abgeschlossen. 2013 war die Endabdeckung auf der gesamten Anlage Trünzig (115 Hektar) bis auf kleine Restflächen aufgebracht und die Sanierung der IAA weitgehend abgeschlossen. Die IAA Helmsdorf und Dänkritz (insgesamt 241 Hektar) am Standort Crossen sind ebenfalls nahezu vollständig saniert, hier werden die Arbeiten 2022 abgeschlossen sein. 
 
Die Verwahrung der Absetzanlage Culmitzsch ist das am längsten dauernde Großprojekt der Wismut GmbH. Hier werden die Arbeiten zur Kernsanierung nach derzeitiger Planung 2028 beendet sein. An allen Absetzanlagen werden die anfallenden Sickerwässer durch ein komplexes Drainagesystem gefasst und anschließend in Wasserbehandlungsanlagen gereinigt. Im Laufe der Zeit wird sich die Sickerwassermenge aufgrund der aufgebrachten Abdecksysteme zwar reduzieren; ganz versiegen wird sie jedoch niemals. Die Qualität dieser Wässer wird bis auf weiteres eine direkte Abgabe in die Vorfluter nicht erlauben, so dass der Betrieb der Wasserbehandlungsanlagen in Seelingstädt und Helmsdorf noch über einen sehr langen Zeitraum erfolgen muss. Im Rahmen des sogenannten Langzeitmonitorings werden die Anlagen auch über die nächsten Jahrzehnte überwacht und beobachtet, wie sich relevante Umweltparameter an den sanierten Anlagen entwickeln.