Die Flutung in Ronneburg

Flutung offener Grubenhohlräume von ca. 20 Millionen Kubikmetern
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Eine der primären Aufgaben der Wismut GmbH ist es bis heute, die weitverzweigten untertägigen Netze von Stollen, Schächten, Strecken und Kammern außer Betrieb zu nehmen und diese sicher zu verwahren. Ziel war es in erster Linie die Gefährdung oder Beeinträchtigung der Tagesoberfläche auszuschließen sowie die Belastungen für die Umwelt durch das Grundwasser zu minimieren. Als umweltverträglichste, technisch sicherste und zugleich kostengünstigste Variante wurde entschieden, die Gruben zu fluten. Dabei hebt sich der Wasserspiegel automatisch nach Abschalten der Pumpen auf seinen natürlichen Stand.

Mit Einstellung der Urangewinnung wurden wie an sämtlichen anderen Uranbergbaustandorten der SDAG Wismut auch am Standort Ronneburg in Ostthüringen die Arbeiten zur Stilllegung und Sanierung der Bergwerke aufgenommen. Das mit insgesamt 38 Tagesschächten aufgeschlossene untertägige Grubengebäude mit einem offenen Gesamthohlraum von ca. 20 Mio. m³ wurde zur Flutung vorbereitet. Dabei wurden u. a. Wasserschadstoffe aus der Grube entfernt, sämtliche Tagesschächte und tagesnahen Grubenbaue verfüllt und ca. 120 hydraulische Absperrbauwerke in der Grube errichtet.


Die in zwei hydraulisch getrennten Teilsystemen ablaufende Flutung der Grube wurde für die Grubenfelder südlich der Bundesautobahn A 4 zur Jahreswende 1997/98 eingeleitet. Die Flutung der Grubenfelder nördlich der A 4 begann im Jahr 2000. Anfang Juni 2004 hatte der Flutungswasserspiegel in den südlichen Grubenfeldern ein Niveau von ca. 200 m NN und in den Grubenfeldern nördlich der A 4 rund 210 m NN erreicht.

Die Qualität des entstehenden Flutungswassers südlich der A 4 lässt aufgrund einer hohen Schadstoffkontamination die unbehandelte Abgabe in den Vorfluter nicht zu. Aus diesem Grund waren der Bau einer Wasserbehandlungsanlage, entsprechender Systeme zur Fassung und Zuführung der Flutungswässer sowie zum Wasserabstoß unbedingt erforderlich. Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Wasserbehandlung in Zukunft noch über einen Zeitraum von bis zu 25 Jahren betrieben werden muss.

Über ein umfangreiches Überwachungssystem bei der Flutung (Flutungsmonitoring) werden die prognostizierten Austrittsstellen kontrolliert und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen getroffen. Im Hauptaustrittsgebiet Gessental wurde ein Grundsystem zur Wasserfassung errichtet, das ab einem Pegelstand von 240 m NN Flutungswasser sammelt und der Wasserbehandlungsanlage Ronneburg zuführt. Im November 2006 kam es zu ersten sichtbaren oberirdischen Wasseraustritten im Gessental. Durch Optimierung und Erweiterung der Wasserfassungsmöglichkeiten im Gessental wird die weitere Flutung begleitet. Seit Ende 2008 werden auch nördlich der BAB 4 kleinere Austrittsstellen beobachtet, an denen Maßnahmen zur Wasserfassung eingeleitet wurden.

2018 wurden die Baumaßnahmen im Gessental abgeschlossen. Danach erfolgte ein gesteuerter Wiederanstieg des Flutungsniveaus bis auf das mittelfristig zu haltende Niveau um 247 m NN. Zukünftig wird dieses gehalten, die Wassermenge die durch Grundwasserneubildung dem Flutungsraum zufließt, wird entnommen.

Das Gessental bleibt auch künftig das Entlastungsgebiet für das geflutete Bergwerk.


Blick über das Gessental 2014 

Flutungsverlauf im Ronneburger Revier
  • 1991


In Vorbereitung einer Flutung wird die Grube von Schadstoffen beräumt, untertägige Dämme werden errichtet und Hohlräume verfüllt. Parallel erfolgt die Teilflutung isolierter tiefer Feldesteile. Die Flutungskonzeption wird entwickelt. Die Grubenfelder Ronneburg südlich der BAB 4 (1. Etappe der Gesamtflutung) und nördlich der BAB 4 (2. Etappe der Gesamtflutung) werden durch Barrieren hydraulisch voneinander getrennt. Nördlich der BAB 4 entstehen drei hydraulisch getrennte Teilflutungsräume Beerwalde, Drosen und Korbußen.
 

  • 1998


Nach Einstellung der Hauptwasserhaltungen beginnt die Gesamtflutung in den Grubenfeldern südlich der BAB 4. Der Abstoß schadstoffhaltiger Grubenwässer in die Wipse wird eingestellt.
 

  • 2000


Die Flutung der Grubenfelder nördlich der BAB 4 beginnt. Der Abstoß schadstoffhaltiger Grubenwässer in den Drosenbach wird eingestellt.
 

  • 2003


Das Grundsystem zur Wasserfassung im Gessental wird von 2003 bis 2004 errichtet. Bis 2006 werden Erweiterungen angeschlossen: eine Flächendrainage, ein System zum Schutz des oberen Gessenbaches und Badergrabens bis zum Zusammenfluss, ein Anschluss einer Grundwassermessstelle mit Verbindung zum Flutungsraum, zwei Fassungssysteme am Rand des Tagebauverfüllkörpers Lichtenberg.
 

  • 2004


Für die Grubenfelder nördlich der BAB 4 (2. Etappe) genehmigt das Thüringer Landesbergamt die Flutung bis zum Endstand. Im Juni 2006 erfolgen die Genehmigungen für die Flutung bis zum Endstand in den südlichen Grubenfeldern.
 

  • 2006


Die ersten Wasseraustritte im Gessental treten im August auf. Die gefassten Wässer werden der WBA Ronneburg zugeführt, dort behandelt und in die Wipse abgestoßen. Die WBA erreicht bis Mitte 2011 eine Leistung um 500 m³/h.
 

  • 2008


Eine 700 m lange Rohrleitung zur Umleitung nicht belasteter Oberflächenwässer des Gessenbachs (Bypass) wird in Betrieb genommen. Der stillgelegte Teil des Gessenbaches leitet fortan kontaminiertes Wasser zur Pumpstation ab. Bis 2009 werden zahlreiche Bohrungen im Gessental und im Austrittsgebiet Lammsbachtal nachverwahrt.
 

  • 2009


Brunnen 6 wird errichtet. Er verbindet die 180-m-Sohle mit dem Vorlagebehälters der Pumpstation zur direkten Grubenwasserentnahme zwecks steuernder Eingriffe. Im Austrittsgebiet Posterstein wird eine Wasserfassung für geringe Mengen kontaminierter Grundwasseraustritte in Betrieb genommen.
 

  • 2010


Grundwasseraustritte im Bereich der Beerwalder Sprotte müssen gefasst werden. Sie werden analog der in Posterstein gefassten Wässer in den Flutungsraum der 1. Etappe zurückgeführt. Die Wasserfassung Beerwalde wird später mehrfach ausgebaut.
 

  • 2011


Die WBA Ronneburg wird für eine Kapazität von 750 m³/h erweitert. Diese Kapazität wird 2013 im praktischen Betrieb noch erweitert. Die temporäre Absenkung des Flutungswasserstandes für die 1. Etappe der Gesamtflutung zur Gefahrenabwehr beginnt. Eine zunehmende Schlüsselrolle spielt die zentrale Grubenwasserhebung über Brunnen 2.
 

  • 2013


Alle Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Flutung erfolgen und noch erfolgen werden, sind auf eine gesteuerte Flutung ausgelegt. Zu den wichtigsten zählen die Erweiterung der Wasserfassung, die Errichtung eines weiteren Brunnens und der Neubau der Abförderleitung. Zur Durchführung soll die Absenkung des Flutungswasserstandes temporär soweit fortgesetzt werden, bis die Austritte im Gessental praktisch versiegt sind.
 

  • 2014


Pumpenwechsel am Brunnen 2, mit der neuen Unterwasserpumpe mit 400 kW Antriebsleistung  wird der Flutungsstand im verwahrten Grubenfeld Ronneburg gesteuert. Das Wasser wird aus einer Teufe von 200 m gefördert und der Wasserbehandlungsanlage Ronneburg zugeführt.
 

Sanierungsgebiet Gessental 2014: Verwahrarbeiten an der ehemaligen Versatzstelle 646.

Im Postersteiner Gebiet ist die Wasserfassung seit Januar 2014 eingestellt. Der Flutungsspiegel wurde  soweit abgesenkt, das keine Grundwasseraustritte mehr zu verzeichnen sind.


  • 2017


Im Oktober 2016 wurden die umfangreichen Arbeiten zur Erweiterung des Wasserfassungssystems im Oktober 2017 abgeschlossen. Des Weiteren wurde auch der Pumpenvorlagebehälter der Pumpstation Gessental vergrößert und damit an die zukünftig zu fassenden Wassermengen angepasst. Damit sind die wichtigsten Voraussetzungen für den Wiederanstieg des Flutungswasserspiegels auf das geplante Steuerungsniveau geschaffen.

  • 2018

 

Ende des Jahres 2018 erreichte der Flutungswasserstand im abgeworfenen Grubengebäude am Standort Ronneburg das mittelfristig angestrebte Niveau um 247 m NN. Zukünftig wird dieses gehalten und dafür dem Flutungsraum die Wassermenge entnommen, die diesem durch Grundwasserneubildung zufließt.