Pressemeldung

 

15.12.2023

Wismut beendet Verwahrung der Absetzanlage Helmsdorf

Zwickau. Nach über 30 Jahren beendet die Wismut GmbH mit Auftragen der letzten Kubikmeter Abdeckmaterial die Verwahrungsarbeiten an der industriellen Absetzanlage (IAA) Helmsdorf. Damit ist eines der größten Sanierungsprojekte des Uranerzbergbaus in Sachsen abgeschlossen.

In der IAA Helmsdorf lagern auf einer Fläche von rund 200 Hektar 50 Millionen Kubikmeter radioaktive Rückstände (Tailings) aus der Uranerzaufbereitung. Die Sanierung der Anlage war in technischer, ökologischer und finanzieller Hinsicht eine der anspruchsvollsten Sanierungsaufgaben der Wismut GmbH. Die Kosten der Sanierung beliefen sich auf insgesamt 300 Millionen Euro.
 

Nach dem Ende des Uranerzbergbaus in Sachsen und Thüringen mussten 1990 Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr erfolgen. Freiliegende Randbereiche wurden mit mineralischem Boden bedeckt, um das Abwehen radioaktiven Staubes zu verhindern. Weder national noch international gab es Erfahrungen für die Sanierung von Absetzanlagen dieser Größenordnung. Es wurden verschiedene Sanierungsoptionen untersucht und eine Technologie entwickelt, die weltweit einzigartig ist. Die Anlage wurde vor Ort so saniert, dass ein langfristig sicherer Zustand erreicht wird. Als Voraussetzung für die sogenannte trockene In-situ-Verwahrung musste der 15 Meter hohe Wasserspiegel, der sich über den Schlämmen gebildet hatte, abgepumpt werden. Zur Absenkung dieses sogenannten Freiwassers wurde ab 1994 eine Wasserbehandlungsanlage (WBA) gebaut und im Juni 1995 in Betrieb genommen.
 

Nach Abpumpen des Wassers musste erst eine stabile Oberfläche für weitere Arbeiten geschaffen werden. Durch Auslegen spezieller Geogitter und Geovliese wurden die freigelegten Flächen begehbar gemacht. Durch diese Schicht wurden Dochte ca. 6 Meter tief eingestochen, die die Schlämme entwässern und so stabil für Baumaschinen machen. Das Aufbringen dieser Zwischenabdeckung erfolgte in sehr kleinen Schritten. Die Arbeiten mussten beständig an neue Bedingungen angepasst werden. So erfolgte in den Jahren 2002/03 im Zentralbereich des Beckens eine sogenannte subaquatische Vorkonsolidierung der Tailings. Dabei wurde mit einer schwimmenden Klappschute von der Wasseroberfläche eine Kiesschicht aufgebracht, so dass die mit dem Abpumpen des Wassers freifallenden Schlämme schon mit einer ersten Abdeckung versehen waren. Bis 2011 waren die Tailings komplett zwischenabgedeckt. Um die Entwässerung auch in größeren Tiefen weiter voranzubringen und so die Setzung der Schlämme zu beschleunigen, wurden zusätzlich bis zu 32 Meter lange Tiefdrains eingebracht.
 

Ab 2002 wurde parallel zur Zwischenabdeckung die Konturierung der IAA begonnen. Die Standsicherheit der Dämme und der Gesamtanlage wurde detailliert erkundet, bewertet und durch geotechnische Gutachter nach mehrjähriger Prüfung bestätigt. Nacheinander wurden die Dämme der Anlage abgeflacht und das abgetragene Material auf der Anlage eingebaut. Das anspruchsvollste Einzelobjekt war dabei die Abflachung des Hauptdammes mit einer Abtragsmenge von über 800.000 Kubikmetern Tailings. Im Rahmen der Konturierung wurden insgesamt über 5,5 Millionen Kubikmeter Material umgelagert. Die wichtigste Materialquelle für die Zwischenabdeckung und Konturierung war die Bergehalde Crossen. 3,25 Millionen Kubikmeter Haldenmaterial wurden mit einem speziellen Gurtbandförderer (Pipe Conveyor) von 1997 bis 2016 über 1,8 Kilometer zur Absetzanlage Helmsdorf transportiert.
 

Auf die konturierte Oberfläche folgte eine mehrschichtige Endabdeckung. Mit diesen Arbeiten wurde 2007 begonnen. Die Endabdeckung reduziert das Versickern von Wasser in die Tailings und das Ausgasen von Radon. Sie wurde so gestaltet, dass das Oberflächenwasser natürlich abfließen kann und möglichst wenig Wasser in die Anlage eindringt. Bis heute wurden mehr als 3,7 Millionen Kubikmeter Rotliegendes lagenweise mit einer Mächtigkeit von 1,5 Metern einbaut.
 

Durch ein komplexes Drainagesystem werden Sickerwässer rund um die Anlage gefasst und in der neuen Wasserbehandlungsanlage Helmsdorf auch in Zukunft gereinigt. Im Laufe der Zeit wird sich die Sickerwassermenge aufgrund der aufgebrachten Abdecksysteme zwar reduzieren; ganz versiegen wird sie jedoch niemals. Langfristig wird von einer Sickerwassermenge von 30.000 Litern pro Stunde ausgegangen, die noch über viele Jahrzehnte anfallen, gesammelt und gereinigt werden müssen. Die Qualität dieser Wässer wird bis auf weiteres eine direkte Abgabe in Gewässer nicht erlauben.
 

Der erfolgreiche Abschluss der Verwahrung bedeutet für die Wismut GmbH ab 2024 die weitere Realisierung der verbliebenen Langzeitaufgaben. Die Anlage ist zwar in einem sicheren Zustand, dennoch sieht der mit den Behörden abgestimmte Monitoring- und Nachsorgeplan diverse Überwachungs- und Nachsorgeaufgaben auf der sanierten Anlage vor. Hierzu werden u. a. zwei Brunnen, drei Sickerwasserfassungsanlagen und mehr als 140 Messstationen (Wasserpfad, Luftpfad, Setzungsmessungen) betrieben. Ab 2024 ist der schrittweise Rückbau der alten Wasserbehandlungsanlage und weiterer nicht mehr benötigter Infrastruktur vorgesehen.